28. Juli 2025 · Kathrin Blümli

Storytelling in Präsentationen

Der rote Faden, der wirklich hängen bleibt. Ein Gespräch mit Ellen Riesterer (Folienwerke) und Philip Schläfli (Speakercoach).

Wie gelingt es, dass eine Präsentation nicht nur verstanden, sondern auch erinnert wird?
Die Antwort: Storytelling. Ellen Riesterer, Geschäftsführerin von Folienwerke, spricht mit dem Speakercoach und Kommunikationsexperten Philip Schläfli über den berühmten roten Faden, mentale Bilder, Authentizität – und warum Menschen keine Excel-Tabellen erinnern, sondern Emotionen.

Ellen Riesterer:
Philip, Du sagst, eine Präsentation braucht eine klare Story. Aber viele denken bei „Storytelling“ gleich an epische Heldenreisen. Was meinst Du konkret?

Philip Schläfli:
Es geht nicht darum, einen Roman zu schreiben. Eine gute Story hat immer dieselbe Grundstruktur: Es gibt ein Problem, eine Wendung, eine Lösung. Das kann man in drei Sätzen erzählen. Die Wirkung entsteht nicht durch Länge, sondern durch Klarheit.
Der Schlüssel ist: Menschen sollen innerlich mitgehen. Wenn ich etwas so erzähle, dass Du mitlebst, mitfieberst oder wenigstens kurz innehältst, dann ist da ein roter Faden – und genau der bleibt hängen.
Viele Präsentationen wirken wie lose Stichwortsammlungen. Aber Menschen erinnern keine PowerPoint-Titel – sie erinnern Geschichten. Und die brauchen Dramaturgie.

Ellen:
Was ist aus Deiner Sicht der häufigste Fehler in Präsentationen?

Philip:
Zu viel. Zu viele Informationen, zu viele Botschaften, zu viele Folien. Ich sage oft: Man will alles sagen – und am Ende bleibt nichts hängen. Die Kunst ist das Weglassen. Alles, was nicht zum roten Faden gehört, fliegt raus. Wer den Mut hat, sich zu fokussieren, wird viel stärker wahrgenommen. Und: Denk immer von den Zuhörenden her. Nicht: Was will ich sagen? Sondern: Was sollen sie mitnehmen – und was sollen sie erinnern?

Ellen:
Du sprichst oft von „mentalen Bildern“. Was meinst Du damit?

Philip:
Mentale Bilder sind das, was bei den Leuten im Kopf entsteht, wenn Du sprichst. Wenn ich sage: „Unsere Strategie war ein Kartenhaus – und es hat gewackelt“, hast Du sofort ein Bild vor Augen. Solche Bilder wirken stärker als jeder abstrakte Satz.
Gute Stories erzeugen genau solche inneren Filme. Und genau die machen Deine Präsentation erinnerbar. Viele bauen ihre Folien visuell voll – aber ohne echte Bildwirkung im Kopf. Lieber reduziertes Design, dafür starke Sprache. Eine gute Geschichte malt Bilder – nicht nur in PowerPoint, sondern im Kopf der Zuhörer:innen.

Ellen:
Wie viel Emotion darf denn in eine Business-Präsentation?

Philip:
Mehr, als man denkt. Emotion bedeutet nicht, dass man auf der Bühne Tränen vergiessen muss. Es bedeutet: Ich stehe hinter dem, was ich sage. Ich zeige Betroffenheit, Freude, Überzeugung. Viele Führungskräfte glauben, sie müssten besonders sachlich und abgeklärt wirken. Aber das Gegenteil ist oft überzeugender. Wer authentisch ist, wirkt glaubwürdig. Und Glaubwürdigkeit schlägt jede PowerPoint-Animation.

Ellen:
Und wenn jemand nur zehn Minuten hat – was empfiehlst Du?

Philip:
Dann ist Klarheit entscheidend. Ich arbeite oft mit dieser Struktur:

  1. Einstieg mit einem Bild oder Erlebnis – das zieht rein.

  2. Ein klarer Spannungsbogen: Wo liegt das Problem, worum geht es wirklich?

  3. Eine prägnante Lösung oder Botschaft – reduziert, aber mit Wirkung.
    Und dann: ein Schluss, der nachhallt. Ein Satz, der wie ein Echo funktioniert. In zehn Minuten kannst Du viel bewegen – wenn Du den Mut zur Reduktion hast.

Ellen:
Zum Schluss: Was ist Deine wichtigste Botschaft an alle, die präsentieren?

Philip:
Erzähl eine Geschichte, bei der Du selbst innerlich mitgehst. Dann folgen Dir auch die anderen. Und hab den Mut, echt zu sein. Präsentationen sind keine Hochglanzshows. Sie sind Begegnungen. Wenn Du Dich zeigst – nicht perfekt, sondern präsent – entsteht Verbindung. Und genau das bleibt.

Was bleibt hängen?


Präsentationen sind keine Folien-Schlachten, sondern Momente der Verbindung. Wer es schafft, komplexe Inhalte in eine klare, authentische Story zu übersetzen, gewinnt mehr als Aufmerksamkeit: Er oder sie gewinnt Vertrauen. Und das ist die stärkste Währung in der Kommunikation.


Kathrin

Autor:in

Kathrin

  • lebensfreu(n)de
  • sketchbook
  • büsiliebhaberin
  • outdoorsy
  • optimistin

 


Kathrin

Autor:in

Kathrin

  • lebensfreu(n)de
  • sketchbook
  • büsiliebhaberin
  • outdoorsy
  • optimistin

 

Beitrag teilen!